Nassim Taleb

Nassim Taleb hat im Börsenhandel soviel verdient, dass er finanziell unabhängig wurde: "Fuck You" Money

Nassims Helden sind die Freigeister wie Sextus Empiricus, Montaigne, Spinoza, Hume, Rousseau, Paracelsus, Mandelbrot – Denker, die Wissensgebiete nicht nur beackerten, sondern gleich selbst erschufen. Praktiker, sagt Nassim. "Die wirklichen Durchbrüche kommen nie aus den Universitäten." 

Angenommen, Sie sind eine Weihnachtsgans. Tag für Tag, über Monate, werden Sie gefüttert. Sie müssen nichts dafür tun, nur fressen, und für Sie ist es offensichtlich, dass die Menschen Ihnen gutgesinnt sind. Wichtiger: Mit jedem Tag festigt sich diese Erkenntnis. Sie wird zur Gewissheit, dann zur unumstösslichen Wahrheit. Schliesslich kommt der Weihnachtsabend, und Sie werden geschlachtet. Aus der Sicht der Gans ist Weihnachten ein "Black Swan" – ein Ausreisser des normalen Ablaufs mit verheerenden Konsequenzen, der unmöglich aus der Vergangenheit abgeleitet werden konnte.

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Leben 

Talebs Wurzeln liegen in Amioun im Libanon. Er stammt aus einer griechisch-orthodoxen Familie. Er ist Sohn von Najib Taleb, einem Onkologen und Anthropologen, und Minerva Ghosn. Seine Familie spielte eine bedeutende Rolle in der libanesischen griechisch-orthodoxen Gemeinschaft: mütterlicherseits waren sowohl sein Großvater als auch sein Urgroßvater Vizepremierminister des Libanon; väterlicherseits war sein Großvater Richter am obersten Gerichtshof und sein Ur-Ur-Ur-Ur-Großvater war Gouverneur der ottomanischen semi-autonomen Provinz Libanon. Im Libanesischen Bürgerkrieg ab 1975 verlor die Familie ihren Einfluss und ihren Reichtum.

Taleb schloss als MBA an der Wharton School der University of Pennsylvania sowie als Ph.D. in Betriebswissenschaft an der Universität Paris-Dauphine ab[7]. Er ist gegenwärtig Ehrenprofessor für Risikoanalyse am polytechnischen Institut der New York University[8] und Gastprofessor für Marketing (Kognitionswissenschaft) an der London Business School. Er war Professor an der University of Massachusetts Amherst, außerordentlicher Professor für Mathematik am Courant Institute der New York University, und Fakultätsmitglied an der Wharton Business School.

Sein ehemaliges Unternehmen Empirica LLC beteiligt sich an Hedgefonds und betreibt Forschung, doch der Hauptteil der Geschäftstätigkeit besteht aus Strategien zum Portfolio-Schutz für Hedgefonds.[9] Taleb ist Berater von Universa Investments, einem Investmentunternehmen, das sich auf asymmetrische Auszahlungen spezialisiert.

Als Börsenhändler ging Taleb mit einer skeptischen Haltung an die übliche mathematische Betrachtungsweise gegenüber Risiko und Ungewissheit heran, und er misstraute den herrschenden mathematischen Modellen und statistischen Interpretationen. Er zeigte die Geringschätzung des Praktikers für Akademiker im Elfenbeinturm. Seine früheren Arbeitgeber waren UBS, CS-First Boston, Banque Indosuez, CIBC-Wood Gundy, Bankers Trust, BNP Paribas sowie Chicago Mercantile Exchange.

Taleb sieht sich weniger als Geschäftsmann, sondern vielmehr als Epistemologen des Zufalls, der durch Börsenhandel persönliche Unabhängigkeit erlangte, wie er in seinem Buch Narren des Zufalls (original: Fooled by Randomness) darlegt. Dieses Werk wurde nach seinem Erscheinen 2001 zum Kultbuch an der Wall Street. Es wurde in 23 Sprachen übersetzt. [10]

Taleb spricht fließend Englisch, Französisch und klassisches Arabisch, beherrscht auch Italienisch und Spanisch und liest klassische Texte in Griechisch, Latein, Aramäisch und Hebräisch sowie in kanaanäischer Schrift.[11]

Forschung und Theorien zum Zufall [Bearbeiten]

Taleb bezeichnet sich selbst als einen „skeptischen Empiristen“ und glaubt, dass Naturwissenschaftler, Ökonomen, Historiker, politische Entscheidungsträger, Geschäftsleute und Bankiers Opfer einer Illusion sind; sie überschätzen den Wert rationaler Erklärungen für beobachtete Daten und unterschätzen das Auftreten unerklärbarer Zufälligkeiten in diesen Daten. Er stellt sich in die Tradition skeptischer Philosophen wie Sokrates, Sextus Empiricus, Al-Ghazali, Pierre Bayle, Montaigne, David Hume und Karl Popper und glaubt, dass wir viel weniger wissen als wir glauben, und dass die Vergangenheit nicht in naiver Weise dazu benutzt werden sollte, die Zukunft vorauszusagen.

Taleb konzentriert sich nun auf die Forschungstätigkeit im Bereich der Philosophie des Zufalls und die Rolle von Unbestimmtheit in Wissenschaft und Gesellschaft[12] mit besonderem Gewicht auf der Geschichtsphilosophie und der Rolle glücklicher oder unglücklicher Zufallsereignisse mit großen Auswirkungen, die er „schwarze Schwäne“ (black swans) nennt.

Taleb glaubt, dass die meisten Menschen „schwarze Schwäne“ ignorieren, weil es für uns angenehmer ist, die Welt als geordnet und verständlich zu betrachten. Taleb nennt diese Blindheit „platonischer Fehlschluss“ und legt dar, dass dies zu drei Verzerrungen führt:

  1. Erzählerische Täuschung (narrative fallacy): Das nachträgliche Schaffen einer Erzählung, um einem Ereignis einen erkennbaren Grund zu verleihen.
  2. Spieltäuschung (ludic fallacy): Der Glaube daran, dass der strukturierte Zufall, wie er in Spielen anzutreffen ist, dem unstrukturierten Zufall im Leben gleicht. Taleb beanstandet Modelle der modernen Wahrscheinlichkeitstheorie wie den Random Walk.
  3. Statistisch-regressive Täuschung (statistical regress fallacy): Der Glaube, dass sich das Wesen einer Zufallsverteilung aus einer Messreihe erschließen lässt.

Er postuliert auch eine „dreifache Eintrübung“ (triplet of opacity) auf die Geschichte und ihre Auswirkung auf die Gegenwart:

  1. die Illusion, gegenwärtige Ereignisse zu verstehen
  2. die rückblickende Verzerrung historischer Ereignisse
  3. die Überschätzung von Sachinformation, kombiniert mit einer Überbewertung der intellektuellen Elite

Taleb, ein Anti-Platoniker, glaubt, dass Universitäten sich besser auf Öffentlichkeitsarbeit verstehen als auf das Schaffen von Wissen. Wissen und Technologie werden ihm zufolge durch „stochastische Bastelei“ geschaffen und kaum je durch zielgerichtete Forschung. [13][14] [15]

Taleb stellt sich gegen die angesehensten sozialwissenschaftlichen Theorien, er unterstützt Experimente und das Sammeln von Fakten, lehnt es aber ab, platonische Theorien zu bilden, die Fakten diktieren und nicht analysieren wollen.

Im Einklang mit seinem Anti-Platonismus mag es Taleb nicht, wenn seine Ideen „Theorien“ genannt werden. Da er sich gegen allgemeine Theorien und Top-down-Konzepte stellt, verwendet er nie das Wort „Theorie“ in Verbindung mit dem „schwarzen Schwan“. Der Ausdruck Black Swan theory ist für ihn ein Widerspruch in sich, und er fordert von seinen Lesern, den „schwarzen Schwan“ nicht zu „platonifizieren“. Vielmehr würde er - Taleb - seine Idee als „Anti-Theorie“ oder „Schwarze-Schwan-Vermutung“ (Black Swan conjecture) bezeichnen.

Er lehnt die akademische Aura von Wirtschaftstheorien ab. Seiner Meinung nach leiden auch sie unter dem Problem der Theoriefindung. In einem Artikel mit dem Titel The pseudo-science hurting markets (Die Pseudowissenschaft schädigt die Wirtschaft) ruft Taleb dazu auf, den Wirtschaftsnobelpreis abzuschaffen, und legt dar, wie durch Wirtschaftstheorien Schaden angerichtet wird.[16]

Warnung vor einer globalen Finanzkrise [Bearbeiten]

In seinem im April 2007 publizierten Buch Der schwarze Schwan warnte er von den Gefahren, die durch die Konzentration und gegenseitige Abhängigkeiten im Bankenwesen geschaffen werden. Er sah insbesondere Institutionen wie Fannie Mae einem extremen Risiko ausgesetzt und kritisierte Wissenschaftler, welche dieses Risiko herunterspielten. Durch die prompt eingetretene Finanzkrise muss er sich in seinen Aussagen bestätigt sehen[17]. Und nach Talebs Strategien geführte Anlagen erwirtschafteten in dieser letzten Finanzkrise massive Gewinne[18].